Analyse: An Weihnachten ist die Lust auf Sex am größten

Eine Untersuchung von Erotik.com zeigt, dass die Weihnachtszeit nicht nur ein Fest der Liebe, sondern auch der Lust ist. Daten von Google, wissenschaftliche Studien und Expertenanalysen bestätigen: Rund um die Feiertage erreicht das sexuelle Interesse seinen Höhepunkt.

Doch wie lässt sich dieses Phänomen konkret nachweisen? Die Antwort liegt in den Daten. Unsere Analysen zeigen, dass die Weihnachtslust nicht nur ein Gefühl ist, sondern ein messbares, sogar wissenschaftlich belegtes Phänomen, das sich in Online-Suchverhalten, Konsumgewohnheiten und sogar in den Geburtenraten widerspiegelt.

Die Daten von Google Trends für Deutschland ein klares und wiederkehrendes Muster: Die Suchanfragen nach dem Begriff "Sex" erreichen jedes Jahr in der Woche um Weihnachten ihren absoluten Höhepunkt.

Auch die Geschäftsdaten von EROTIK.com deuten auf einen signifikanten Trend im Konsumverhalten von Erotikfilmen während der Weihnachtszeit hin. Der Dezember ist typischerweise der umsatzstärkste Monat des Jahres. Eine detailliertere Analyse der Zugriffszahlen von 2024 zeigt, dass die Nutzung der Plattform insbesondere in den Tagen unmittelbar vor und nach den Weihnachtsfeiertagen ansteigt. Im Gegensatz dazu ist an den eigentlichen Feiertagen, dem 24. und 25. Dezember, ein spürbarer Rückgang der Nutzeraktivität zu verzeichnen. Als mögliche Ursache für diese Abnahme wird eine verringerte Verfügbarkeit von privater Zeit aufgrund familiärer Verpflichtungen und Zusammenkünfte angenommen.

Das Statistische Bundesamt liefert ein weiteres Puzzleteil: In Deutschland kommen die meisten Babys im Juli und August zur Welt. Wenn man rund neun Monate zurückrechnet, bedeutet das, dass viele Schwangerschaften in den ersten Wintermonaten beginnen – also genau in der Zeit um Weihnachten.

Lange Zeit existierte in der Wissenschaft die Hypothese, dass biologische Faktoren, wie etwa saisonale Veränderungen des Lichts oder der Temperatur, die menschliche Sexualität steuern. Eine Studie, die 2017 im renommierten Fachjournal Nature veröffentlicht wurde, widerlegt dies jedoch. Unter dem Titel "Human Sexual Cycles are Driven by Culture and Match Collective Moods" analysierten Forscher Google-Suchdaten aus 129 Ländern über einen Zeitraum von zehn Jahren.

Die Ergebnisse sind eindeutig: "Das Interesse an Sex erreicht online während großer kultureller und religiöser Feierlichkeiten seinen Höhepunkt, unabhängig von der geographischen Lage auf der Hemisphäre."

Die Studie zeigt, dass in christlich geprägten Kulturen der Peak des sexuellen Interesses zuverlässig an Weihnachten auftritt – und das sowohl auf der Nordhalbkugel im Winter als auch auf der Südhalbkugel im Sommer. Übrigens: Auch in muslimisch geprägten Kulturen finden sich die Peaks während der Feste Eid al-Fitr und Eid al-Adha. Dies beweist, dass nicht die Jahreszeit, sondern das kulturelle Ereignis der entscheidende Treiber ist.

Doch warum haben gerade kulturelle Feste wie Weihnachten diesen starken Einfluss? Die Berliner Intimkoordinatorin und Lustery-Gründerin Paulita Pappel liefert eine mögliche Erklärung:

Da ist Sex oft die ehrlichste Form von Entspannung und Erdung. In einer Zeit, in der man ständig mit Bildern von Liebe und Zusammenhalt konfrontiert wird, wächst das Bedürfnis nach Nähe und Bestätigung. Sex kann da ein kraftvoller Ort sein, um Spannung loszulassen und echte Verbindung zu spüren.”

Weihnachten ist ein Cocktail aus oft widersprüchlichen Gefühlen:

• Stress und Erwartungsdruck: Die Organisation von Feiern, der Kauf von Geschenken und das Zusammentreffen mit der Familie erzeugen erheblichen Stress.
• Sehnsucht nach Nähe: Die allgegenwärtigen Darstellungen von Harmonie und Liebe in den Medien und der Werbung verstärken das eigene Bedürfnis nach Intimität und echter Verbindung.
• Bedürfnis nach Authentizität: In einer hochgradig ritualisierten und oft oberflächlichen Zeit suchen Menschen nach authentischen, körperlichen Erfahrungen.

Sex wird in diesem Kontext zu einem kraftvollen Ventil. Er dient dem Stressabbau, bietet eine Flucht aus den sozialen Verpflichtungen und schafft einen Raum für echte, ungefilterte Intimität.

Die erhöhte Lust auf Sex an Weihnachten ist also keine Einbildung, sondern ein statistisch belegtes Phänomen. Die Wissenschaft erklärt den übergeordneten Rahmen – die Macht der Kultur. Und die Psychologie liefert die Erklärung für das individuelle Erleben – die Suche nach Entspannung, Nähe und Authentizität in einem emotionalen Ausnahmezustand. Weihnachten ist somit nicht nur ein Fest der Familie und Besinnlichkeit, sondern auch eine Zeit, in der das menschliche Bedürfnis nach körperlicher Nähe und sexueller Befreiung seinen deutlichsten Ausdruck findet.

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