Jugendschutz und Internet-Pornografie: Verklemmte Gesellschaft oder Schutz der gesunden Entwicklung von Kindern und Jugendlichen?

Ende der 60er-Jahre tanzten unsere Eltern und Großeltern nackt durch Woodstock und praktizierten freie Liebe. Heute ist Erotik zwar in Werbung und Medien omnipräsent, im öffentlichen Leben jedoch häufig noch ein Tabuthema. Einerseits leben wir eine Kultur der exzessiven Zurschaustellung sexueller Reize, andererseits sind viele Eltern beschämt, wenn es um die sexuelle Aufklärung ihrer Kinder geht. Dabei ist es gerade für Kinder und Jugendliche in jüngeren Jahren wichtig offen mit der Thematik umzugehen und einen gesunden Umgang zu fördern.

Pornografische Materialien sind für viele Kinder und Jugendliche eine Form der eigenen Aufklärung. Doch das Missverhältnis aus der hohen Verfügbarkeit sexualisierter und pornografischer Inhalte einerseits und der nach wie vor starken Tabuisierung von Pornografie andererseits kann dazu beitragen, dass sich falsche und unrealistische Vorstellungen von Sexualität festsetzen. Wenn ältere Kinder und Jugendliche einen nicht unerheblichen Teil ihrer Sexualaufklärung und ihrer sexuellen Weltanschauung aus Pornos beziehen, dann ist es umso notwendiger, dass Eltern diese Bilder in Relation setzen. Besonders auch, weil der gesellschaftliche Diskurs in vielen Bereichen hinterherhinkt. Eltern sollten ihre Kinder darin fördern, sich konstruktiv mit dem Thema auseinanderzusetzen, um mit dem (oft auch ungewollt) gesehenen gesund umgehen zu können.

Das persönliche Gespräch ist deshalb weiterhin die wichtigste Quelle der Sexualaufklärung. Denn trotz der scheinbaren Informationsfülle bietet unsere Gesellschaft kaum Möglichkeiten für Jugendliche, über tabu-besetzte Themen wie Pornografie und Sex zu sprechen und diese zu reflektieren. Das Internet ist für Kinder und Jugendliche eine schnell und einfach zugängliche Quelle geworden, aus der sie Informationen rund um Liebe und Sexualität ziehen können. Doch besonders durch unlimitierte Online-Pornografie können falsche und verunsichernde Vorstellungen und Geschlechterbilder vermittelt werden. Viele Kinder und Jugendliche sprechen von sich aus heikle Fragen nur selten an und auch Erwachsene scheuen sich, Tabuisierungen rundum das Thema Sex und Porno aufzubrechen. Um Gesprächsräume zu schaffen und Jugendlichen den Einstieg in die Thematik zu erleichtern, kann die Reflexion über Geschlechterrollen und ein Nachdenken über die eigene Rolle als Junge/Mann, als Mädchen/ Frau oder nicht-binäre Person ein erster konstruktiver Zugang sein. Dazu gehört auch, sich als Eltern mit Rollenklischees und Stereotypen auseinanderzusetzen, um einen gesunden Umgang mit der Thematik zu fördern. Alles andere hieße, Kinder in ihrer Entwicklung alleine zu lassen.

In unserem Jugendschutz-Ratgeber geben wir hilfreiche Tipps, wie Eltern ihren Kindern einen bewussten und altersgerechten Internetkonsum ermöglichen und sie vor Pornografie und Darstellungen von Gewalt schützen können. Lese hier nach, wie du das iPhone oder Android-Smartphone deines Kindes einrichtest, was du tun kannst, wenn dein Kind pornografische Inhalte gesehen hat, oder wie du den Internetkonsum deines Kindes in anderen Haushalten kontrollieren kannst.

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